© Brot is Lem-Schriftzug in Mehl
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Der Poet

Er schreibt Gedichte, spielt Theater und trägt auf Poetry Slams vor. Der „Bühnen-Bäcker“ Michael Zagler, wie ihn manche liebevoll nennen, kombiniert aber nicht nur Wörter zu Sätzen, sondern auch Zutaten zu kreativen Rezepten.

Michael Zagler, Junior-Chef der Bäckerei Zagler sagt: „Ich fahre gerne mit dem Rad zur Arbeit, das sind rund zehn Kilometer, viel durch den Wald. Da kommen mir oft Ideen für Gedichte.“ Zum Glück hat er immer etwas zu schreiben dabei und kann sich sofort seine Gedanken notieren, sobald ihn die Muse küsst. Auch schreibt er seit vielen Jahren Tagebücher, die ebenfalls eine gute Quelle für eigene Texte sind. Schon zehn volle Tagebücher nennt er sein Eigen. Zum Schreibprozess selbst sagt er: „Zum einen kann man die Gedichte planen, sich also hinsetzen, nachdenken, nach Ideen und Formulierungen suchen. Zum anderen aber passiert vieles ganz unvorbereitet. Eben wenn ich zum Beispiel auf dem Rad sitze oder ruhige Momente habe. Dann sind plötzlich Wörter und Sätze in meinem Kopf. Mit denen muss ich dann etwas machen“, sagt er lachend.

Michael Zagler hat aber noch eine zweite große Leidenschaft: das Theaterspielen, das er bereits als Jugendlicher begonnen hat. Insgesamt hat er schon in zehn Stücken mitgespielt, davon ist sein absolutes Lieblingsstück nach wie vor „Die Komödie der Eitelkeit“ von Elias Canetti. In diesem Stück geht es um Identitätsverlust und um die Frage, wie wir zu der Person werden, die wir sind. Die Beschäftigung mit solchen Themen beeinflusst auch seine eigenen Texte, die er zum Beispiel auf Poetry Slams vorträgt. Manche Gedichte sind witzig, manche ernst, einige in Mundart, andere auf Hochdeutsch. Er schreibt übrigens auch für die Bäckerei. Zum Beispiel kreiert er Namen für eigene neue Produkte, wie etwa das „Tomatino“, ein Tomaten-Ciabatta-Gebäck, oder er dichtet für den Verkauf. So sind die Fenster am Zagler-Haupthaus mit seinen Gedichten bedruckt.

© Bäckerei Zagler

Ich schreibe Gedichte wie ich Brot backe: Mit ganz viel Leidenschaft.

Perfektionsansprüche habe er nicht. Kunst soll lebendig sein und lebe vom Moment. Einen ähnlich entspannten Zugang haben er und sein Vater übrigens auch bei den eigenen Bäckereiprodukten. „Wir stehen zur Unvollkommenheit. Schließlich arbeiten wir mit der Natur, und was in der Natur ist schon perfekt? Gibt es zwei gleiche Blumen? Das Aussehen sagt nichts über die Qualität aus. Auch bei unserem Gebäck ist kein einziges dabei, das exakt gleich aussieht wie das andere.“

Das typische Zagler-Gebäck ist kleiner als üblich. „Wir lehnen die meisten Backtriebmittel ab und gleichen das mit unserem Wissen und unserer speziellen Langzeitführung aus. Das Gebäck hat dadurch weniger Luft, dafür mehr Substanz und mehr Geschmack“, sagt Michael. Die Zaglers legen einerseits größten Wert auf das alte Bäckerhandwerk und auf „Backen wie Oma“ mit möglichst unveränderten und hochwertigen Rohstoffen. Ihr Vollkorngetreide etwa mahlen sie selbst und rühren auch täglich ihre Sauerteige. Andererseits sind sie „brutal innovativ“, wie Michael betont, und stets aufgeschlossen für neue Techniken und Maschinen. So beginnen sie beispielsweise gerade in fünf Filialen, direkt vor Ort frisch zu backen.

Dafür werden die Filialen mit eigenen Backöfen und Kühlzelten ausgestattet. „Wir produzieren alles frisch hier im Haupthaus und liefern dann die Teiglinge an die entsprechenden Standorte. Dort haben sie noch Zeit zum Reifen. Und das hat schon was, so ein Duft von frisch gebackenem Brot. Was die Industrie kann, können wir auch – nur eben viel besser und natürlich hausgemacht.“